Behende schlich Samson durch den dunklen Gang. All seine Sinne waren aufs Äußerste angespannt. nichts, aber garantiert nichts durfte ihm entgehen.
"Ein scheiß Spiel ist das hier!" flüsterte er vor sich hin, wohlwissend, daß es gefährlich für ihn sein konnte, wenn seine Gegner ihn gehört hätten.
Samson erreichte eine in Zwielicht getauchte Gabelung. Rechts oder links, das war hier die Frage. Er entschied sich für rechts.
Endlich hatte er einen Job bekommen, und als was stellte sich dieser ach so hochgelobte Job heraus? Als eine Art Kriegsspiel für Erwachsene.
Einfach lächerlich, hatte er gedacht. Aber im Laufe des "Trainings" hatte ihm sein Ausbilder klipp und klar gesagt, daß es hier um die Wurst ging. Kapiert hatte er es trotzdem nicht. Nur das dieses "Spielchen" von allen ernst gemeint wurde. Auf seinem bisherigen Weg hatte er bereits mehr als 30 Leichen gezählt.
Plötzlich bewegte sich etwas in dem Halbdämmer vor ihm. Samson blieb ruckartig stehen und hob seine Waffe.
"Scheiß Spiel!" fluchte er jetzt laut, die Gefahr mißachtend.
Er sprang vor und ballerte eine Breitseite in den Tunnel. Lichtfetzen blendeten seine Augen. Gesteinstrümmer prasselten auf ihn herab und in kürzester Zeit war er in einen Staubregen getaucht. Hustend wedelte Samson mit seiner Waffe, um die Staubwolken, die ihn einhüllten, von ihm zu vertreiben.
Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Vor ihm zeichneten sich die Umrisse eines verzerrten und verdrehten unmenschlichen Körpers ab. Gekrümmte Krallenklauen streckten sich nach ihm aus, und ein geiferndes Maul sprang ihm entgegen. Ein übler, ekelerregender Geruch nach Knoblauch und Verwesung schlug ihm entgegen. Samson wurde es kotzübel von dem Gestank.
"Würrrgh!" stieß Samson hervor und riß instinktiv den Abzug seines Strahlers durch.
Ein greller Energiefinger erfaßte das stinkende Monster und riß es aus Samsons Gesichtsfeld, allerdings ließ es sich nicht nehmen noch irgendeinen fauligen Klumpen nach ihm zu schleudern.
Die schwarze stinkende Masse klatschte ihm ins Gesicht und ließ ihn würgen. Seine Finger ließen die Waffe fahren, und er griff entsetzt nach der schleimigen Masse.
Nur ganz zäh ließ sich das Zeug in kleinen, klebrigen Bröckchen ablösen. Als Samson schon glaubte an Luftmangel und fauligem Gestank zu verrecken, da hatte er endlich seinen Mund und seine Nase frei bekommen.
"Puh!" stöhnte er und entfernte mühselig die letzten Reste des Schleims.
Er beugte sich hinab um nach seinem Strahler zu suchen. Seine tastenden Finger griffen über den staubigen Boden, der wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten keinen Besen, oder dergleichen, gesehen hatte.
"So 'ne Kacke aber auch!" seine Laune war auf einen Tiefstpunkt angelangt.
Schließlich kroch er auf allen Vieren über den Boden. Steinsplitter schrappten seine Knie auf, Staub drang ihm unaufhörlich in Mund und Nase, so daß er dauernd husten mußte. Endlich ertasteten seine Finger den Griff der Waffe.
Doch halt, was war das? Irgendwie fühlte es sich warm und glitschig an. Mit säuerlich verzogenem Gesicht und spitzen Fingern hob er sie auf. Vom herabhängenden Lauf tropfte eine schwärzliche, zähe, schleimige Masse herab, bildete dicke Tropfen und klatsche dann lautlos in den Staub.
"Bääh!" stieß Samson angeekelt hervor und richtete sich auf.
Er schaute zweifelnd den öligen, stinkenden Tropfen hinterher, als er plötzlich den Boden unter den Füßen verlor.
Er schrie kurz auf und stürzte der Länge nach zu Boden, mitten hinein in das Zeug, indem seine Waffe gelegen hatte. Mühsam, und mit vor Ekel verdrehten Augen, versuchte er aufzustehen, was aber mißlang. Schließlich merkte er mit Entsetzen, daß er immer tiefer zu sinken begann.
Das gibt's doch einfach nicht, dachte er mit aufsteigender Panik. Mit wilden Ruderbewegungen versuchte er freizukommen, aber vergeblich. Der Schlamm hielt fester, als der beste Raketenkleber.
Nein, wollte er noch schreien, da versank er mit einem Ruck in dem stinkigen Matsch.
"Klappe!" schrie ein Mann. "Holt mir Samson aus dem Dreck und dann dreh ich diesem dreimal verfluchten Mikrohalter die Gurgel um!" dabei wedelte er mit einem dicken Papierstoß.
Minuten später stand Samson tropfend vor dem tobenden Regisseur.
"Tut mir leid Mr.Samson, aber wir müssen die Szene noch mal drehen. Dieser blöde Trottel Scharnhorst hat wieder mal das Mikro ins Bild gehalten. Wenn sie so freundlich wären und schnell unter die Desinfektion und anschließend unter die Dusche springen, wir haben heute noch drei Takes vor uns!" und mit diesen Worten wandte er sich von Samson ab und raste auf den geknickten Mikrofonhalter zu.
Copyright © 1990 by Ralf »Searge« Pappers