Eine Classic Story


Captains Logbuch, Sternzeit 9504,15.

Bei Sternzeit 9503,74 wurden wir von Klingonen in einen Hinterhalt gelockt. Das Schiff befand sich in der neutralen Zone und sendete einen förderativen Notruf aus. Nach kurzem Kampf konnten wir das feindliche Schiff zerstören, dank eines genialen Tricks von Mr.Scott. Bei dem Kampf wurden allerdings wichtige Teile der Backbordverbindungsstrebe zu den Warpgondeln beschädigt, für deren provisorische Reparatur wir dringend den Transporter benötigen. Anscheinend hat dieser aber ebenfalls unter den Kampfeinwirkungen gelitten, den er produziert lebensgefährliche Fehlfunktionen. Lieutenant Kyle muß die Reparatur alleine durchführen, da alle anderen Techniker mit weiteren unaufschiebbaren Reparaturen beschäftigt sind.

"Das darf doch nicht wahr sein!"

Kyle richtete sich fluchend auf, nicht ohne sich den Kopf zu stoßen. Mit dem rechten Fuß trat er einmal kräftig gegen die Konsole und fluchte laut. Es schepperte, und aus dem offenen Wartungsschacht fiel ein silbernes Werkzeug.

Das Intercom summte.

"Transporterraum!"

Kyle trat an die Rückwand und drückte den Sprechknopf.

"Hier Transporterraum, Kyle."

"Mr.Kyle, ..." Captain Kirks Stimme hatte eine gewisse Schärfe. "... wie lange dauert es noch, bis der Transporter wieder einsatzbereit ist?"

Der Lieutenant warf einen flehentlichen Blick gen "Himmel".

"Das kann ich ihnen immer noch nicht genau sagen, Sir. Ich kann diesen verfluchten Fehler einfach nicht finden!"

"Was sie mir bereits seit fünf Stunden mitteilen, Lieutenant. Ich brauche den Transporter, Mr.Kyle. Dringend!"

"Mit allem Respekt, Sir. Aber das sagen sie mir auch schon seit einigen Stunden! Dadurch geht es auch nicht schneller, Sir!"

"Ich verstehe!" Die Stimme aus dem kleinen Lautsprecher räusperte sich. "Tun sie, was sie können, Lieutenant." Der Intercom knackte.

Oh, dachte Kyle. Der Captain ist eingeschnappt! Achselzuckend wendete er sich wieder der Konsole zu. Irgendwo mußte doch dieser scheiß Fehler zu finden sein?! Kyle legte sich auf den Rücken und kroch wieder unter die Konsole.

Stunden später. Die Doppeltüren des Transporterraumes öffneten sich und Captain Kirk stürzte herein.

"Mr.Kyle!" donnerte er und stolperte sogleich über eine der auseinandergenommenen Transporterplatten. Mit Mühe konnte er sich an der Ecke der Steuerkonsole festhalten. Seine Lippen preßten sich aufeinander. Lieutenant Kyle strapazierte seine Nerven heute ganz gewaltig.

Verärgert schaute er sich um. Überall im Transporterraum lagen irgendwelche Teile des Transporterfeldes, auseinandergenommen und in Einzelteilen. In der Öffnung des Rundes klaffte ein großes Loch, in dem sich ein Montageschacht und ein endloses Gewirr von Kabelsträngen, Metallrohren, Chips und Leiterplatten zeigten. Ein blonder Kopf erschien im Schacht.

"Oh, sie sind"s, Captain!"

"Ja, ich bin es, Lieutenant. Was ist denn hier los? Ich dachte, die Reparatur würde Fortschritte machen. Statt dessen sieht es hier aus wie auf einem centaurischen Basar!" Captain Kirk wies auf das Chaos zu seinen Füßen.

"Von einer Reparatur kann überhaupt kein Reden sein, Captain. Dafür müßte ich erst einmal den Fehler gefunden haben. Ich habe jetzt fast alle Möglichkeiten durchgecheckt, Sir, aber ich kann einfach nichts finden!"

Er schüttelte resigniert den Knopf. "Ich muß hier alles alleine machen, Sir. Mr.Scott kann im Moment niemanden entbehren, da der Warpantrieb immer noch leichte Störungen aufweist ..."

"Ja doch, Mr.Kyle. Ich bin über den Zustand des Schiffes durchaus informiert. Wir haben immerhin gegen drei Klingonen gekämpft und sind siegreich geblieben. Aber für einige der Reparaturen brauchen wir verdammt noch mal den Transporter!"

Kyle setzte sich auf den Rand des Wartungstunnels. Müde strich er sich über die verschwitzte Stirn.

"Ich weiß, Captain. Ich gebe mir ja auch alle Mühe." Er zuckte mit den Schultern. "Aber so langsam bin ich mit meinem Latein am Ende. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, woran es liegen kann. Alles habe ich bereits ausprobiert. Die Kristalle ausgewechselt, mit verschiedenen Feldstärken experimentiert, die Verstärkungsimpulse über den Wandler umgeleitet und und und. Selbst Mr.Scotts und Commander Spocks Ratschläge und Tips haben nichts gebracht. Im Moment teste ich gerade die Zuleitungen, ob ich überhaupt Durchgang zum Transporter habe, aber bis jetzt ist der Energiefluß unterbrechungsfrei. Sämtliche Kontakte frei ...!" Kyle zuckte hilf- und ratlos mit den Schultern. "Ich finde einfach den Fehler nicht!"

Kirk stieg über mehrere Einzelteile hinweg und trat an den erschöpften Kyle heran, klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

"Nicht den Mut verlieren, Mr.Kyle. Ich bin sicher, sie schaffen das! Ich werde sie in Ruhe arbeiten lassen, und wenn sie den Fehler gefunden haben, verständigen sie mich!"

"Aye Sir!"

Captain Kirk nickte ihm noch einmal lächelnd zu, stieg vorsichtig über die empfindlichen Transporterfeldteile und verließ den Transporterraum.
"Tja, Lieutenant Kyle ..." sagte dieser zu sich selber. "... sie werden das schon machen. Wie immer!"

Er seufzte leise und nahm einen der Wandler in die Hand. War schon seltsam, daß dieses kleine Teil in der Lage war, den Energiestrom so zu verändern, daß er einen Gegenstand in eine Energiematrix umwandeln, sie zu einem anderen Ort schicken und dort wieder reorganisieren konnte.

Kyle schüttelte stumm den Kopf. Auch wenn er rein verstandesmäßig in der Lage war, die Theorie und deren Praxis zu verstehen, so konnte er sich doch immer wieder wie ein Kind an diesem Wunder der Technik, der menschlichen Ingenieurskunst begeistern.

Versonnen betrachtete er das silbern schimmernde Metallgehäuse des Wandlers. Diese komplizierte, filigrane Arbeit, die glänzende Oberfläche, das geschliffene Duraniumglas, hinter dem der winzige Dilithiumkristall funkelte.

Kyle stutzte. Was war das? Hinter dem Sichtfenster zum Energieflux störte ein unscheinbarer, schwarzer Streifen das durchgängige Erscheinungsbild. Irgendwo hatte er doch ein einfaches Vergrößerungsglas in seinem Werkzeug gehabt? Aufgeregt kramte er in seiner Monteurskiste. Ah, dort!

Kyle untersuchte den Anschlußstutzen. Tatsächlich, dort, direkt hinter dem Gewinde, ragte ein schwarzes Haar hervor.

"Das gibt"s nicht!" stöhnte Kyle auf. Vorsichtig schraubte er das Gewinde auf. Die Schließmembran für den Energieflux kam zum Vorschein. Und das Haar saß genau zwischen den Membranen, blockierte dadurch jegliche Möglichkeit der korrekten Regelung.

Innerhalb einer halben Stunde hatte Kyle den kompletten Wandler untersucht, gereinigt und wieder zusammengebaut. Zwei weitere Stündchen und mehrere Testreihen später, schaltete er erschöpft, aber zufrieden, den Intercom ein.

"Captain Kirk! Hier Transporterraum, Kyle."

"Ich höre, Mr.Kyle?!" Kirks Stimme klang gespannt.

"Der Transporter ist wieder voll einsatzfähig, Captain. Im Hauptwandler hatte sich ein Haar in die Hauptenergie-Fluxmembran eingeklemmt, so daß der Energiefluß nicht mehr einwandfrei gesteuert werden konnte."

"Was!" kam es ungläubig aus dem Lautsprecher. "Sie wollen sagen, daß die Fehlfunktionen überhaupt nichts mit dem Kampf zu tun gehabt haben?"

"Korrekt, Sir. Ich nehme an, daß es auf Starbase 13 passiert ist, als die alten Glasfaservakuumwandler gegen die neuen, wartungsfreieren Duraplanwandler ausgetauscht wurden. Entweder ist es bei der Feineinstellung oder bereits bei der Vormontage dort hängengeblieben. Wieso die Fehlfunktionen dann erst jetzt aufgetreten sind, weiß ich auch noch nicht. Das Haar könnte evtl. durch die auftretende Arbeitsthemperatur seine Position verändert haben und schließlich in der Membran hängengeblieben sein. Jedenfalls können wir froh sein, daß diese verheerenden Fehlfunktionen nicht schon früher eingetreten sind!"

"Wunderbar, Lieutenant. Ich gratuliere ihnen. Lassen sie sich jetzt ablösen und gehen sie schlafen. 10 Stunden sind schließlich kein Pappenstiel."

"Aye, Captain."

Kyle packte sein Werkzeug zusammen und schlurfte in seine Kabine.

Endlich eine Mütze voll Schlaf, dachte er noch unter der Dusche. Später wußte er nicht einmal mehr, wie er es ins Bett geschafft hatte.

ENDE

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