Gemächlich ritt ich durch die einsame Hauptstraße von Nothing Gulch. Kurz vor dem Ortseingang waren mir die Telegraphenstangen aufgefallen, die unmittelbar an Pedros Haus vorbeigepflanzt waren.
Müde stieg ich ab und humpelte zur Türe. Vorsichtig klopfte ich an.
"Pedro, bist du zu Hause? Ich bins, Will Monk."
Man konnte leisees Fußgetrappel hören, dann öffnete sich die Türe vorsichtig einen Spalt. Zwei vorsichtige Augen musterten mich. Dann schwang sie ganz auf und im Rahmen erschien die zierliche Gestalt eines kleinen Mädchen.
"Onkel Will!" rief sie laut und im nächsten Moment lag sie in meinen Armen.
"Conchita, mein kleiner Wirbelwind." Ich drückte das kleine Mädchen ganz sanft, hielt sie dann eine Armlänge von mir fort.
"Du hast mich also nicht vergessen? Das freut mich aber. Ich habe dir auch ein kleines Geschenk mitgebracht."
Mit ihren großen dunklen Augen schaute sie mich an. Sie zappelte total aufgeregt in meinen Händen. "Was ist es Onkel Will?"
Ich lachte laut, ließ sie losund griff in meine Satteltasche. Unterwegs hatte ich ihr eine kleine Flöte geschnitzt, weil ich wußte wie gerne sie Musik mochte und bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor sich hin pfiff.
"Hier, schau mal." Ich hielt ihr die kleine Flöte hin.
"Eine Flöte, Onkel Will hat mir eine Flöte geschenkt." Sie rannte laut rufend ins Haus. "Schau mal, eine richtige, echte Flöte, nur für mich. Und Onkel will hat sie mir geschenkt und auch noch selber gemacht."
Ich hörte sie durch das Haus tanzen, dann erschien ein junger Mestize. Sein Gesicht war zu einem breiten Lächeln verzogen.
"Du sollst doch nicht immer so teure Sachen mitbringen, Gringo! Kom rein!" Seine Hand krachte zur Begrüßung auf meine Schulter, das ich dachte, das Schlüsslebein wäre hin. Wir drückten uns die Hände, dann führte er mich in sein Haus. Seine Frau, sie stand am Herd, lächelte mich ebenfalls schüchtern an.
"Mrs.Sanchez, es freut mich sie wieder zu sehen." Mit einem Schritt war ich bei ihr und drückte ebenfalls ihre Hand. Sie lachte und winkte ab. "Du sollst mich nicht Mrs.Sanchez nennen. Ich freue mich auch dich einmal wieder zu sehen. Hast du Hunger?"
Ich nickte. Dann setzte ich mich. "Hunger und Schmerzen. Unterwegs bin ich in einen Dorn getreten und der Einstich hat sich jetzt entzündet. Ich dachte mir das ihr mir vielleicht helfen könnt. Mir fehlen die Kräuter zu einem vernünftigen Umschlag.
Lass sehen!" meinte Pedro und ich zog meinen Stiefel und den Socken aus. "Madre dios! Frau, sieh dir das an, da müssen wir sofort was unternehmen."
Schnell war mein Fuß mit heißem Wasser gereinigt und Perdo legte mir einen Verband mit Kräutern und anderen geheimen Mixturen seiner Frau an. Dann bekam ich etwas kräftiges zu Essen und zu trinken und mußte meine Geschichte erzählen.
Als ich Perdo auf die Telegraphenmasten ansprach, zuckte ein sehr verräterisches Lachen über sein Gesicht. "Ja, die Segnungen der Zivilisation sind auch bei uns angekommen. Vor allem wenn man sich selber bedienen kann." Er lachte schallend. Seine Frau und die kleine Conchita hatten sich in die hinteren Räume verzogen. Vor dort klang die kleine Flöte zu uns durch. Anscheinend spielte die Frau der kleinen etwas vor und diese versuchte es dann selber.
"Wie jetzt? Was meinst du mit selber bedienen?"
Pedros Grinsen wuchs in die Breite.
"Tja, Will, ich habe die Leitung angezapft und kann jetzt eigene Telegramme verschicken. Und sogar empfangen, wenn ich will."
Ich mußte eine ziemlich ungläubiges Gesicht gemacht haben, denn plötzlich stand er auf und winkte mich zu einem alten Schrank.
"Schau!" Er öffnete eine Schublade und zog eine unglaublich aussehende Konstruktion hervor. An einer Seite waren Kabel angebracht, die im Schrank verschwanden.
"Soll ich es dir zeigen?" Ich nickte nur. Er zog ein weiteres Kabel hervor, schloß es an und sah mich erwartungsvoll an. "Jetzt dein Text und wohin soll ich es schicken?"
Ich überlegte. Phoenix City kam mir in den Sinn. Dort könnte man es ausprobieren. Ich fing ebenfalls an zu Grinsen. "Du bist und bleibst ein Gauner, Pedro. Hmm, mal überlegen. An Phoenix City, Mr. Terence Stamp. Komme im Laufe der nächsten Tage zurück. Mit der Zeitung und dem Ort alles klar? W.T.Monk." Fragend schaute ich Pedro an. "Und das soll klappen?"
"Si, Gringo!" Seine Finger klapperten auf einem kurzen Metallbügel und es erklangen die typischen Geräusche eines Telegraphenapparates.
"Jetzt brauchen wir nur auf die Antwort zu warten. Du wirst sehen, wie gut das geht. Ich brauche jetzt nur ein Ohr auf das Gerät zu werfen und die Telegramme mitzuhören. Sobald das entsprechende kommt, hast du deine Antwort."
Wir lachten beide und ich schlug ihm jetzt krachend auf die Schulter. "Alter Gauner!"